38 | Der Vierte von fünf | ANDERSWOLF

ANDERSWOLF

Alles außer Ahnung

[cries in Gen-X]

38 | Der Vierte von fünf

Yelda
Dezember 1, 2010

Diesmal musste ich mich nicht mehr konzentrieren. Ich ließ einfach los. Ich vergaß die Verbindung, die ich mit den Strömen der Kraft und des Lebens gehabt hatte und befreite mich aus den Bindungen, die sie mir aufgelegt hatten. Ich ließ alles los bis auf die Verbindung zu meinem Schild und ich wusste, dass mich die Drei nicht mehr würden angreifen können. Sie hatten ihre Chance vertan, und nun, da sie in der Falle saßen, waren sie ihrem Untergang geweiht. Ein bisschen tat es mir leid um Remde, der eigentlich für keine seiner Taten wirklich etwas konnte, und den die Geschichte einfach mit sich gerissen hatte. Seine Entscheidungen waren falsch gewesen und er hatte einen meiner Freunde getötet, aber es war keine Absicht gewesen und er zum Zeitpunkt seiner Tat vollkommen unzurechnungsfähig,. Natürlich dachte ich dabei an den Remde, den ich im Wald kennengelernt hatte und nicht den Remde, der auf einer Seite mit denjenigen stand, die mich vernichten wollten. Dieser Remde allerdings spendete nur noch seinen Körper für einen von Macht und Gier zerfressenen Geist. Es tat mir leid um Remde, aber nicht um diesen Fremden.

Ich hielt nicht mehr zurück, was ich die ganze Zeit in mir gehalten hatte. Wie aus einer zerplatzenden Blase die Luft entweicht, floss die Kraft von mir ab, und ich hielt mich ausschließlich noch an das Netz in der Kuppel.
Und dann spürte ich es und ich wusste, dass auch die Drei und Remde es spürten.
„Ich habe Euch eine Falle gestellt. Und Ihr könnt nicht mehr entkommen.“
„Was hast Du getan?“
„Begreifst Du es denn nicht?“
„Halt es auf!“
„Es gibt nichts mehr, was ich aufhalten könnte. Der Schatten kommt, der Schatten, der aus Wirklichkeit besteht. Er wird über uns alle hinwegfegen, er wird uns vernichten, vor allem aber wird er auch über die Verbindung der Welten in Eure Welt einbrechen und er wird sie vernichten, wie Ihr plantet, alles zu vernichten, was in dieser Welt lebenswert ist.“
„Du ahnst nicht einmal die Hälfte von dem, was Du angerichtet hast.“
„Nicht? Warum habt Ihr dann solche Angst, warum richtet Ihr nichts dagegen aus?“ Anstatt auf eine Antwort zu warten, sagte ich: „Weil Ihr nicht könnt. Ihr habt keine weitere Handlungsoption mehr. Euer Spiel ist vorbei, Ihr seid besiegt. Noch nicht einmal, wenn Ihr mich noch vernichtetet, nicht einmal dann könntet Ihr aufhalten, was Euch erwartet.“
Und dann sah ich sie. Die Welle aus Nichts, die sich nicht etwa aus allen Richtungen außerhalb der Stadt auf uns zu bewegte, sondern die innerhalb der Mauern des Inneren Kreises an dem Netz der magischen Kuppel entlang nach oben ausbreitete wie ein sehr schneller Bewuchs mit Efeu oder Wein. Nach und nach stieg die Dunkelheit auf und stieg immer höher und höher, und sie warf ihr dunkles Licht wie schäumende Gischt in die Straßen der Stadt. Noch waren wir am höchsten Punt der Stadt und damit außerhalb der Reichweite der leckenden Wellen, doch war es unmöglich, ihr auf Dauer zu entkommen. Die Zeit arbeitete gegen uns, oder vielmehr gegen die Drei, denn ich hatte mich mit meinem Schicksal schon abgefunden. Ich würde so und so keine Zukunft mehr haben, denn ich wob den fünften, den letzten Zauber.

Ich ahnte nicht, dass es genau dieser Zauber sein würde, der wirklich alles veränderte. Ich hatte vorher gedacht, dass es die Vernichtung der Drei durch die Wellen des Schattens sein würde, doch ich täuschte mich. In fast jeder Hinsicht.

Anders

Semiliterarisches Lebenslogbuch von
Anders Wolf, ab und an
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