Liebe Kunden | ANDERSWOLF

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Alles außer Ahnung

[cries in Gen-X]

Liebe Kunden

Von der Front
Februar 22, 2011

Im heutigen Newsletter wollen wir Sie darüber informieren, dass es so nicht mehr weitergeht. Es haben sich eindeutige Indikatoren dafür gezeigt, dass die Beziehung Kunde | Dienstleister einer Klärung bedarf. Im beiderseitigen Sinne und zu beiderseitigem Nutzen.

Viele von Ihnen entstammen nicht so sehr einer Generation als einer Deformation, die der Meinung ist, der Kunde sei immer noch König. Um ehrlich zu sein: diese Verhältnisse galten schon vor Ende des Kaiserreichs nicht mehr oder nur noch vereinzelt, und selbst die wenigen Geschäfte, in denen man königlich behandelt wurde (oder vielmehr so, dass der Kunde glauben konnte, er wäre dem Verkäufer mehr wert als das Geld, das er im Geschäft lässt) sind spätestens vom Siegeszug des Supermarkts überrollt worden. Der Kunde ist nicht mehr König, der Kunde ist, auch wenn es sich noch nicht überall herumgesprochen hat, Partner.

Es sei denn, Sie rechnen im Zweifelsfall mit ein, dass gerade königlicher Adel eine deutlich höhere Sterberate durch Fremdeinfluss hat als der durchschnittliche Bürger.

Wir meinen im Übrigen nicht die Herren, die laut telefonierend durch die Gänge laufen und dabei nicht nur ihren sinn für Lärmbelästigung und Scham verloren haben, sondern teilweise echte Käufererfahrung missen lassen. Es ist zwar sicherlich auch im Interesse der Frauen, dass auch die Männer endlich mal ihren Beitrag bei der Beschaffung der Lebensmittel leisten, aber gerade beim ersten oder zweiten Einkauf muss man sich doch nicht so auffällig verhalten.

Wir meinen auch nicht die Mütter, die ihre Überforderung mit den Kindern zwischen den Regalen demonstrieren, indem sie ihre Kinder anschreien, weil ihnen ein Marmeladenglas heruntergefallen ist. Ein tadelndes Wort oder mehr elterliche Übersicht genügen da vollkommen. Andererseits ist es ja auch schön zu sehen, dass die Kinder wenigstens nicht verprügelt werden.

Wir meinen auch nicht die Kunden, die um fünf Minuten vor Ladenschluss noch von zehn Käsesorten probieren möchten, um dann abgepackten Billiggouda zu kaufen, auch wenn das schon hart an der Grenze ist.

Es sind die Kunden gemeint, die sich nicht nur verwirrt, sondern hochgradig arrogant benehmen, Kunden, die die Sprachkenntnisse derjenigen kommentieren, die glauben, man habe nicht etwa schon den ganzen Tag hinter einer Theke gestanden, um schlecht erzogenen Erwachsenen ihre Schlüssel hinterherzutragen, ihre Sonderwünsche zu erfüllen oder auf ihre schwammig formulierten Wünsche präzise zu reagieren, sondern als sei man gerade eben erst aus dem Lager für Einweg-Kundenbetreuer gekommen. Nur zu ihrer Information: das gibt es nicht.

Anders

Semiliterarisches Lebenslogbuch von
Anders Wolf, ab und an
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