22 | Ankunft im Hafen | ANDERSWOLF

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22 | Ankunft im Hafen

Yelda
November 19, 2010
Der Nordhafen von Tharb breitete seine breiten Arme um unser Boot und öffnete uns das ruhige Hafenbecken. Antejar steuerte uns mithilfe eines Ruders auf einen schmalen Steg zu, an dem schon weitere Boote vertäut waren. Ein Mann, der uns offensichtlich schon von weitem gesehen hatte, winkte uns, ihm näher zu kommen. Als wir nahe genug waren, warf er uns ein Seil zu, das Baneh fing, und an dem entlang er und sein Bruder das Boot den restlichen Weg bis zum Steg zogen.

Der Mann ließ uns auf den Steg klettern, bevor er uns fragte: „Wie lauten Eure Namen und warum seid Ihr nach Tharb gekommen?“
„Ich bin Baneh, das ist mein Bruder Bamar. Wir sind nach Tharb gekommen, um hier zu arbeiten. Und dies ist“, er zeigte auf Antejar, „Antejar, der uns mit seinem Boot hierhergefahren hat.“
„Ich bin Antejar Schiffahrer.“
Der Mann der Stadt sah mich an, und sagte: „Und wer bist Du? Du siehst anders aus als andere Menschen.“
„Ich bin Yelda.“
„Was willst Du hier?“ Seine Worte kamen schnell, als wollte er mich damit verletzen. „Was führt jemanden wie Dich in die große Stadt Tharb?“
„Ich bin auf der Suche nach einem …“ begann ich, doch Antejar unterbrach mich: „Nach einem Heiler. Yelda sieht nur anders aus, weil sie eine seltsame Krankheit hat, sie hofft, dass ein Heiler der Stadt Tharb ihr helfen kann.“
„Ist das wahr?“ fragte der Mann mich, doch bevor ich antworten konnte, sagte Bamar: „Natürlich ist das wahr. Der Schiffahrer lügt nicht. Die Götter hätten sein Boot vor Tharb versenkt, hätte er geplant, in Tharb Lügen auszusprechen.“
„Und welchen besseren Beweis für die Wahrhaftigkeit von Antejars Worten könnte es geben als unsere unversehrte Ankunft im schützenden Hafen der großen Stadt Tharb?“ fügte Baneh hinzu. Ich verstand nicht genau, was das sollte, immerhin hatte Antejar nicht die Wahrheit gesagt und sein Boot war untergegangen, doch das konnte der Mann nicht wissen. Als der Mann der Stadt Baneh ansah, blickte Antejar mich an und zog die Augenbrauen hoch, als wollte er mir ein Zeichen geben.
„Ist das wahr?“ fragte der Mann der Stadt mich erneut, und diesmal sagte ich nichts, sondern nickte bloß, wie Antejar es mir hinter dem Rücken des Mannes vormachte. „Dann sei es so. Ihr findet Heiler nahe dem Hafen am oberen Brückentor. Werdet ihr das finden oder soll ich jemanden bestellen, der Euch führt?“
„Wir werden es finden.“
„Ihr habt drei Tage, bevor Euer Boot beschlagnahmt wird. Kommt Ihr nicht vorher zurück, um Bericht über Eure Fortschritte zu erstatten, gehört Euer Boot der Stadt Tharb und Ihr werdet, wenn aufgefunden, der Stadt verwiesen.“
Er ließ Baneh und Antejar noch ihre Säcke aus dem Boot nehmen, dann sagte er: „Nun geht.“

Anders

Semiliterarisches Lebenslogbuch von
Anders Wolf, ab und an
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