Alles nichts | ANDERSWOLF

ANDERSWOLF

Alles außer Ahnung

[cries in Gen-X]

Alles nichts

Usus operi
November 19, 2020

Natürlich ärgere ich mich immer noch über den Wettbewerb. Komplett sinnbefreit. Ein Leser der Geschichte fand sie doof, monierte meinen offensichtlich nicht wissenschaftlich akkuraten Umgang mit einer Singularität: Die Geschichte wäre ok, wenn sich das schwarze Loch als Konzept zumindestens in grober Annäherung mit dem deckt, was ein populärwissenschaftlich interessierter Laie darunter versteht. 

Das ist jetzt zwei Wochen her, und natürlich ärgert es mich immer noch. 

Klar, rückblickend weiß ich auch, dass ein Astrophysiker einiges zu monieren gehabt hätte an der Geschichte, aber der Wettbewerb war erstens in der Sparte Phantastische Literatur angesiedelt und zweitens findet die ganze Handlung ohnehin nur in der Vorstellung des Protagonisten statt, der ebenso wenig wie sein Autor Ahnung von Astrophysik hat. 

Wobei mich wahrscheinlich eigentlich nur ärgert, dass mir nicht selbst die Unzulänglichkeit meiner Vorstellung eines schwarzen Lochs aufgefallen ist. Natürlich hat nicht geholfen, dass der Kommentator im gleichen Beitrag auf andere Autoren verwiesen hat, die seiner Ansicht nach komplexe Geschichten unnachahmlich schreiben können, implizierend, dass die sich nicht so daneben benommen hätten im Umgang mit Singularitäten. 
Bei mir blieb im Endeffekt nur hängen: Lass das mit dem Schreiben. Du bist nicht begabt genug, um einen Blumentopf zu gewinnen. Entmutigung deluxe halt. 

Auch nicht hilfreich die Erkenntnis, wie sehr sich seine Sicht auf Phantastik mit der meines Vaters deckt. Anfangs konnte ich noch darüber witzeln, letztendlich aber war es genau wie damals, als mein Vater sagte: Phantastik ist billig, man kann sich ja einfach alles ausdenken. Für jemanden wie mich, der seit fast 15 Jahren daran arbeitet, sich etwas auszudenken - eine Geschichte, die sich mittlerweile schon drei- bis achtmal gehäutet hat und die immer mehr Anleihen an real existierender Mythologie nimmt - ist das natürlich ein Schlag unter die Gürtellinie. Wie gesagt: Entmutigung. 

Im Grunde könnte mir das egal sein - wie mir alle Tiefschläge eigentlich egal sein könnten. Sei es die Abmahnung, sei es der Spott von Freunden über meine Entscheidungen, sei es das eine oder andere Trauma aus der Schulzeit; immer wieder gab es Momente, in denen ich meine kreative Ader auch nur ein Stückchen präsentieren wollte, und immer habe ich eins auf den Deckel bekommen. 

So oft, wie ich darüber schon lamentiert habe, sollte man meinen, das ginge eloquenter. Geht es nicht. Wozu sollte ich denn verblümen, wie sehr mich das trifft? Ist ja nicht so, dass mir Eloquenz hier hülfe. Zurücksetzung empfinde ich ja trotzdem. 

Was hülfe, wäre, es nicht zu ernst zu nehmen. Denn im Grunde nutzt mir die Anerkennung anderer nicht. Ja, es wäre schön, wenn sich jemand für die Kunst, die ich mache oder machen will, interessiert und mich irgendwie auch fördern will, aber wenn ich auf eine Aufforderung oder Erlaubnis Kunst zu machen warte, dann kann ich auch vergessen kreativ zu sein. Niemand wartet auf mich, der einzige, den ich glücklich machen muss, bin ich selbst. Alles andere ist nichts wert.

Anders

Semiliterarisches Lebenslogbuch von
Anders Wolf, ab und an
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