Science Fiction Triple Feature | ANDERSWOLF

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Alles außer Ahnung

[cries in Gen-X]

Science Fiction Triple Feature

Von der Front
September 26, 2023

Oppenheimer, der Langatmer über den gleichnamigen J. Robert, hat - anders als Barbie - ungefähr vier Frauen im Cast; ungefähr, weil zwei nur Deko sind, die dritte noch vor Mitte des Films gefridget wird und die vierte, immerhin Oppis Frau, nur als Resonanzfläche dient. Selbst patriarchatisierte Barbies verfügen über größeren Spielraum als Oppenheimer-Frauen.

Und während Barbie das Spannungsfeld "Feminismus vs. Patriarchat" aufmacht, muss Mister Man sich erst zwischen der (intellektuellen) Schlampe und der (hausfraulichen) Alkoholikerin entscheiden, bevor er die Atombombe erfinden, wegen seiner Freigeistigkeit von Big Atom ausgebootet, über Bande gerächt und ordensvoll rehabilitiert werden kann.

Öde Ode, gerettet nur durch die Koinzidenz mit Barbie, dem trojanischen Pferd des Sommers, das als Komödie angeritten kommt und existentielle Fragen über Gesellschaft, Gleichberechtigung und Gender stellt. Und rechte Schneeflocken derart anfasst, dass ein Megachurch-Führer mit einer an einen Baseballschläger geklebten Bibel ein Barbie-Haus verkloppt

Kannste dir nicht ausdenken, sowas.

Andererseits ist ja auch evangelikalen Christen Jesus zu woke

Dass Barbie übrigens ein Meisterstück in Queerness und Camp ist, zeigt James Somerton in seinem Video-Essay Deep Pink. Die Psychotherapeutin Georgia Dow wiederum untersucht in ihren Video-Essays zum Film die beschädigten Psychen von Barbie bzw. Ken und geht der Frage nach: Wie viel toxischer Feminismus trägt den Film?

Andererseits sollte man sich vielleicht weniger mit Barbie beschäftigen als viel mehr mit der Frage: Was will moderner Feminismus? Ist denn nicht schon alles gut? Frauen durften ja immerhin schon Kanzler werden. Spoiler: Es gibt noch Arbeit, bevor wir uns zurücklehnen dürfen. Aber das sehen natürlich nur die (Mikro- oder Makro-)Marginalisierten.

Der Dokumentarfilm Feminism WTF scheint grundlegende Antworten auf diese Frage zu finden und ist damit wahrscheinlich sehenswerter als Oppenheimer und Barbie zusammen. Zugegeben: ich habe den Film nicht gesehen, nur eine Kurzbesprechung, habe aber das Gefühl, dass er zumindest die Diskussion substantiell unterfüttern könnte. 

Denn das ist, bei allem Erfolg von Barbie die größte Schwäche: die berechtigten Anliegen des Feminismus geraten dank der notwendigen Camp-Verkleidung unter die Räder einer Markt- und Vermarktungsmaschine, so dass man den Film eben auch nur als langen Werbefilm sehen kann. Aber dann schon lieber Werbung für Puppen als für Atombomben. 

Anders

Semiliterarisches Lebenslogbuch von
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