39 | Der Fünfte von fünf | ANDERSWOLF

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Alles außer Ahnung

[cries in Gen-X]

39 | Der Fünfte von fünf

Yelda
Dezember 6, 2010

Ich hatte in der jenseitigen Welt, und vor allem in Sobekans Übungen erkannt, dass mein Körper zwar sterblich war, aber dass ich darunter einen weiteren feinstofflichen Körper besaß, der nicht die Grobheit der Relität besaß, sondern das feinmaschige Geflecht der jenseitigen Welt in sich trug. Und es war dieser Körper, der den letzten Rest meiner Magie hielt, jener letzte Rest, den ich aufgab und ausfließen ließ.

Ich sah Korunds wiedergekehrtes Lächeln einen Moment, bevor mein Bewusstsein sich aus meinem Körper löste, und ich spürte ihren Spott in dem Moment, als ihre Kraft in meinen sterblichen Körper einschlug. Den Schmerz spürte ich schon nicht mehr, doch ich erkannte das Zittern der Kuppel über der Stadt, als Korunds Kraft nicht nur Flammen über den Leib ziehen ließ, sondern auch über den silbrigen Himmel tanzen ließ. Ich verstand im Vergehen meines Körpers, dass ich mich getäuscht hatte, und Korund Recht behielt. Ich hatte bis zu diesem Moment tatsächlich immer ihren Plan erfüllt, und sie war es gewesen, die mich imperfekt geschaffen hatte, sie war es gewesen, die geplant hatte und deren Plan aufgegangen war. Und sie wusste, dass sie den Spalt zwischen den Welten nicht schließen brauchte, sie musste nur das von ihr geschaffene Tor, mich nämlich, vernichten, um zu beenden, was ich begonnen hatte. Denn mein Körper war es schließlich noch, der die Zerstörung aller Grenzen zwischen den Welten aufhielt, der die Kuppel hielt und verhinderte, dass die schwarze Welle auch über die Ebene von Tharb hinwegströmte. Mein Körper war es, den Korund vernichten musste, um sich zu retten und die wirkliche Welt der magischen zu unterwerfen.

Schlag um Schlag ließ Korund auf meinen Körper los, der allerdings den Schaden zu einem Großteil immer wieder an den Kuppelschild abgab, und Schlag um Schlag setzten nun auch Saphir und Rubin zu. Und ich sah nur noch eine Möglichkeit, die Welt vor der Vernichtung zu retten: ich musste nicht meinen Körper, ich musste mein Selbst opfern, um die Pläne der Jenseitigen zu verhindern.

Mit jedem weiteren Schlag flackerte das silberne Leuchten der Kuppel über uns, und die schwarzen Wellen aus genichteter Wirklichkeit fraßen sich jetzt in Wellenschlägen den Berg hinauf, während der brennend rot klaffende Riss in der Welt immer weiter auffaserte. Und ich zwang mich, an den letzten dünnen Fasern der Verbindung zu meinem Körper entlang zu folgen, versuchte, was ich schon zweimal gemeistert hatte, wenn auch unter schrecklichen Schmerzen, ich zwang meinen Geist ein letztes Mal in meinen sterbenden Körper, der mit jedem Schlag der drei Jenseitigen schwächer wurde und versehrt. Und doch fand ich zwischen all den Schmerzen und Verletzungen noch einen Teil meiner Selbst und erinnerte mich an das Gefühl, einen Körper zu haben, einen sterblichen Leib und erinnerte mich wieder an die Schmerzen, die ich auf Mandus Insel gespürt hatte, auf das schreckliche und alles auslöschende Gefühl, mehr als nur hier, sondern ein Teil von allem zu sein. Und plötzlich spürte ich das Brennen der Zauber auf meiner Haut und die Verbindung meines Geistes zur wankenden Kuppel über mir und die klaffenden Wunden, die sich jetzt, da ich zurück in meinem Körper war und selbst die Verletzungen tragen musste, in meinem Fleisch auftaten.

Und Korund lachte und rief: „Es ist zu spät für Dich, Yelda. Es ist zu spät für Deine ach so trügerische Heimtücke. Du hast Dein Schicksal besiegelt!“ Und ich fühlte das Aufreißen der Welt in meinem Rücken, als die Fasern der Wirklichkeit unter Korunds Befehl wichen und das brennende Rot der jenseitigen Welt in einem breiten Strom in das Diesseits quoll und an meinen Füßen nagte.
Der Schmerz all meiner Verwundungen drohte mich bewusstlos werden zu lassen, doch ich wusste, wenn das passierte, hätte Korund gewonnen, und so hielt ich mich an meinem Schmerz aufrecht und griff mit meinem Geist nach dem Strom aus Kraft, der mich vernichten sollte, und fühlte die alles übersteigende Macht dieses Stroms, der die reine Essenz jener Welt war, von der Rubin, Saphir und Korund immer nur ein kleiner Teil gewesen waren. Und ich spürte das Vergehen meines Körpers, das Erzittern der Kuppel und das Ansteigen der Wellen und dazwischen die Drei und mich und die Verbindung zwischen all dem, und ich warf meinen Körper und meinen Geist gegen die Drei und zog die Kraft und die verbleichenden Fäden der Wirklichkeit mit mir.

Mit einem Mal und für einen Moment war alles still. Der Schatten brach über uns herein und die rot brennende Welle der Kraft vermischte sich mit den Wogen aus Dunkelheit. Im selben Moment fiel die Kuppel in sich zusammen und an dem Punkt, da sich Schatten, Kraft und Kuppel vereinten, standen Saphir, Rubin, Korund und ich. Und dann explodierte die Stille im Zusammenprall aus Wirklichkeit, Kraft und Nichts und alles verschwand.

Anders

Semiliterarisches Lebenslogbuch von
Anders Wolf, ab und an
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